Was ist eigentlich gutes Licht? Teil I

Wir sind zwei Lichtplanerinnen und beschäftigen uns tagtäglich mit dem Thema Licht. Wir planen verschiedene Beleuchtungskonzepte für ganz unterschiedliche Projekte – vom klassischen Büro über New Work, Gastronomie und Hotellerie, in Gesundheits-, Kultur- und Bildungseinrichtungen, Privathäuser, Sportstätten und im Außenraum. Für jedes Projekt untersuchen wir aufs neue, was ein gutes Licht für diese Situation, diese Umgebung ist. Und wir stellen fest, dass die Definition von gutem Licht zwar im Grunde immer ähnlichen Prinzipien folgt – aber dann doch für jedes Projekt in ihrer Ausbildung anders ist.

Hier in unserem Blog möchten wir euch in häuslicher, privater Umgebung zu gutem Licht verhelfen. Aber Licht ist nicht greifbar, es ist kein fühlbares Objekt, das man aussucht wie ein Bild an der Wand. Man kann auch nicht probesitzen wie beim Kauf eines Sofas. Licht macht sichtbar, aber es wirkt auch auf unsichtbare Weise. Es bestimmt nicht nur was wir sehen und wie wir es sehen, sondern beeinflusst auch unsere Emotionen und physiologische / hormonelle Funktionen im Körper.

Ja was ist denn jetzt gutes Licht?

Die Präferenzen bei Licht sind sehr subjektiv und daher kann diese Frage nicht für alle Menschen gleich beantwortet werden. Ein paar Anhaltspunkte gibt es aber:

  • Warme Lichtfarben (2.700K – 3.000K) und geringe Beleuchtungsstärken (Helligkeit) gehen Hand in Hand und werden eher in Bereichen verwendet, die zum Entspannen, Runterkommen und Chillen einladen. Also zum Beispiel das Wohnzimmer, Schlafzimmer…
  • Kühle Lichtfarben wirken besser bei höheren Beleuchtungsstärken und laden uns zu mehr Aktivität und Wachsein ein. Das kann zum Beispiel in einem Sportraum, Hobbywerkstatt oder ähnlichem interessant sein. Kühler als 4.000K empfehlen wir in normalen häuslichen Umgebungen nicht.

Die moderne Zeit mit künstlichem Licht überall um uns herum verzerrt diese evolutionär entwickelten Vorgänge unserer inneren Uhr. Über unsere Augen bekommen wir Impulse und Informationen, die mit der natürlichen Entwicklung der letzten Millionen Jahre nur noch wenig zu tun haben.

Was tun?!

Auf künstliches Licht verzichten?!

Natürlich nicht. Das ist in unserer heutigen Gesellschaft hier nicht mehr vorstellbar. Handys, Bildschirme und Kunstlicht in unseren Innenräumen gehören zum Alltag, jeder von uns nutzt all das täglich.

Was wir tun können, ist uns ein Beispiel an der Natur zu nehmen.

  • Tagsüber, wenn wir Arbeiten, Spielen oder Sport treiben möchten, sind helle Beleuchtungsstärken und etwas kühleres Licht super. Idealerweise das Tageslicht nutzen! Das ist nicht nur kostenlos, sondern ist für uns auch das beste Licht. Der Schreibtisch für Home-Office oder die Schularbeiten kann nahe dem Fenster stehen. Bei der Planung von Häusern können große Fensteröffnungen gleich von vorneherein vorgesehen werden.
  • Abends, wenn wir zur Ruhe kommen möchten, wir den Tag ausklingen lassen und langsam ans Schlafen denken, sind warmes Licht und geringe Helligkeiten wichtig. Dann kann sich unser Körper auf die Nacht und die Ruhephase vorbereiten. Wir schlafen besser und sind wacher und ausgeruhter am nächsten Morgen. Blauanteile im Licht sind besonders wachmachend. In kühlerem Licht sind mehr Blauanteile enthalten, als in warmem rötlichen Licht. Das bedeutet auch, Helligkeiten von Fernseher und Handy runterzudrehen oder im Idealfall gar nicht mehr zu nutzen. Wer an seinen Geräten einen Nachtmodus mit verringerten Blauanteilen im Licht einstellen kann, tut sich damit selbst einen Gefallen.

Die Wurzeln für diese Vorlieben liegen in der Evolution der Menschheit. Künstliches Licht gibt es im Sinne unserer evolutionären Entwicklung erst seit einem Fingerschnipp… Der Organismus des Menschen und aller Lebewesen und Pflanzen auf diesem Planeten ist auf den Tages- und Jahresrhythmus von natürlichem Licht angepasst, also den Rhythmus von Tag UND Nacht über das Jahr hinweg. Zeiten von hoher Aktivität sind beim Menschen die hellen Tageslichtstunden. In den Nachtstunden fehlt Licht für Aktivität und es wurde geruht, geschlafen. Physiologisch haben sich unsere Körper komplett auf diesen Rhythmus zwischen Aktivität bei viel Helligkeit und kühler Tageslichtfarbe eingestellt, genauso wie in unseren Körpern Vorgänge der Regeneration und Verarbeitung von Eindrücken in den inaktiven, dunklen Stunden stattfinden.

Dimmbares Licht im Bad ist daher besonders praktisch und ein kleines Nachtlicht mit sehr warmer Lichtfarbe im Schlafzimmer / Flur / Bad für die Nachtstunden ist Gold wert, wenn wir damit unsere hormonellen Abläufe im Körper, die durch Licht getriggert werden, nicht durcheinander bringen. In der Natur gibt es nachts nichts helleres als den Mond… daran sollten wir denken, wenn wir unsere Innenräume mit Licht ausstatten.

Gutes Licht ist also nur die Unterscheidung zwischen warmem und kühlem Licht und wie hell es ist?!

Neeeee… natürlich nicht. Das wäre ja einfach 😉

Weiter gehts in Teil II…

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